Sicherheit im Urlaub, wen interessiert das?

 

 

Urlaub nach dem langen Schuften, endlich ausspannen, die Seele baumeln lassen, einfach nur weg und Ruhe haben – und alle können einen mal...  
So ist die Einstellung der Urlauber, mit dem ganzen Drumherum will man sich nicht beschäftigen, außerdem – was soll denn schon passieren?

Aber wenn man einmal etwas genauer hinschaut, und sich die Urlaubsregionen im Ausland betrachtet, bekommt man als Sicherheitsexperte doch einige graue Haare. Viele Urlauber sind sich überhaupt nicht bewusst, wie gefährlich es in den Urlaubsregionen sein kann. Wir wollen den Urlaubern bzw. den Lesern, nicht den Urlaub verderben, aber es geht zunächst darum, sich Gedanken zu machen, wie es mit der Sicherheit aussieht, und nicht erst dann, wenn „das Kind in den Brunnen gefallen ist“. Ich möchte zunächst ein paar Dinge aufdecken, gerade auch hier für die Leser, die sich mit dem Thema Sicherheit auseinandersetzen, und zeigen, wo die Knackpunkte sind.

Bei der Buchung geht es schon los: je billiger, desto besser. Aber was kann ich für eine Woche Urlaub in der Türkei, die für 129 € offeriert wird, erwarten? Selbst die Parkgebühr am Frankfurter Flughafen ist teurer.

Am Urlaubsort wird es interessant. Shuttlebusse bringen die Urlauber in die Hotels, doch wer der Meinung ist, diese Fahrer seien fit und ausgeruht und halten ihre Lenk- und Ruhezeiten ein, ist im Irrtum. Meistens sind es Subunternehmer, die im Auftrag großer Reisegesellschaften die Gäste zum Hotel transportieren. In einem Beitrag der Sendung Marktcheck wurden die Arbeitsbedingungen aufgedeckt, und sie waren erschreckend. Ruhezeiten gibt es nahezu keine, die Fahrer liegen zwischendurch über dem Lenkrad und schlafen. Gerade in Ägypten und in der Türkei sind in den letzten Jahren viele tödliche Unfälle mit Shuttlebussen passiert, da einzusteigen grenzt an Russisch Roulette.

  • Wenn Sie merken, das der Fahrer durch seinen unsicheren Fahrstil immer wieder in den Gegenverkehr kommt oder sein Fahrstil dem einer gesengten Sau gleicht, lieber bei der nächsten Gelegenheit aussteigen oder den Fahrer zum Anhalten bringen. Tote brauchen keinen Urlaub mehr

Wenn man dann endlich glücklich und sicher im Hotel gelandet ist, möchte man nur noch eins: Raus aus den Klamotten und ab an den Pool; endlich die Sonne genießen, den Bauch bräunen und das blöde, kalte Wetter in Deutschland hinter sich lassen.

Aber der Sicherheitsexperte ist nicht zufrieden. Worauf sollte man im Zimmer achten? Welche Gefahren lauern?
Fangen wir einfach mal mit dem klassischen Bereich an:
Hängt an der Tür ein Flucht- und Rettungswegplan? Sind die Fluchtwege gekennzeichnet und sind diese frei von Brandlasten? Weiter geht es im Zimmer. Gibt es hier auch eine Alarmierungseinrichtung? Können die Gäste im Brandfall alarmiert werden? Auch wenn vorhanden, sind diese Einrichtungen meistens leider nicht funktionstüchtig; und dann klappt es auch nicht mit der Alarmierung. Deshalb:

  • Prüfen Sie Flucht und Rettungswege. Schauen Sie, wo der nächste Feuerlöscher hängt

Manche Hotels haben einen Safe. Nur, was nutzt der, wenn man sich den unter den Arm klemmen kann und er dann mal weg ist?
Safes auf den Zimmern sind nutzlos, sie bringen überhaupt nichts. Dies haben meine Mitarbeiter und ich testen können, indem wir eine Mikrokamera im Schrank angebracht haben, dann an der Rezeption anriefen und mitteilten, dass wir den Safe nicht mehr aufbekommen. Kurze Zeit später war ein Mitarbeiter da, tippte einen 8-stelligen Code ein und das Ding war offen. Ob wir die Berechtigten im Zimmer sind, wurde nicht gefragt. Dann haben wir den General-Code aus der Kamera ausgelesen und sprachen drei deutsche Urlauber an, fragten, ob sie etwas im Safe deponiert hatten, und man staune: Wir durften alle drei Safes öffnen. So einfach ist es also, an den Inhalt eines Safes zu kommen.

Aber auch die Reportage mit Sat1 auf Mallorca zeigt, wie einfach man in ein Zimmer kommt. Man schaut nach der Gästeliste auf den Servicewagen – aha, Zimmer 612 Müller Lüdenscheid – geht an die Rezeption, „Tag, mein Name ist Müller Lüdenscheid aus Zimmer 612, ich habe meine Karte verloren.“ Ruckzuck bekommt man eine neue Karte und kann auf das Zimmer gehen.

  • Bewahren Sie Ihre Wertsachen im Hotelsafe auf. Dort sind sie abgesichert. Machen Sie sich von ihren persönlichen Dokumenten eine Kopie, damit Sie bei einem Diebstahl darauf zurückgreifen können. Die Kopien kleben sie am besten in der Mitte eines Buches ein, denn Bücher klaut keiner …

Aber nicht nur über Zimmertüren kommen die kleinen Ganoven, auch über die Terrassen oder Balkontüren finden sie den Weg. Diese bekommt man so schnell auf, so schnell kann man gar nicht schauen. In der Sat1 Reportage http://www.sat1.de/tv/das-sat-1-magazin/video/sicherheitsluecken-im-hotel-clip zeigten wir, wie einfach es ist, in die Zimmer zu kommen, auch wenn das Zimmermädchen drin ist: Einfach hineinmarschieren, dann anfangen sich auszuziehen, der Dame sagen, dass man jetzt duschen möchte, und sie verlässt schnell das Zimmer. Nun hat man Zeit, um sich in Ruhe umzuschauen.

Aber auch mit kleinen Hilfsmitteln sind Zimmertüren ganz einfach zu öffnen. Häufig ist der Urlauber selbst schuld, weil er die Türen nicht richtig zuzieht. Auch während der Nacht kommt es vor, dass sich der Hoteldieb ins Zimmer schleicht. Tipp: Einen entsprechenden Bewegungsmelder im Zimmer aufstellen. So bekommt man mit, dass jemand im Zimmer ist.

Aussage: Zimmersafe ist nicht sicher! Also nutzen wir den Hotelsafe, dort sollten das Geld, die Ausweispapiere und die Flugkarten hinterlegt werden. Für den alltäglichen Gebrauch sollte man eine Kopie seines Personalausweises machen, damit man sich im Notfall immer noch ausweisen kann. Auch die Nummern und die Sperrnummer der Kreditkarten sollte man sich irgendwo aufschreiben, denn mal ehrlich, wissen Sie in der Aufregung sofort die Rufnummer der Servicehotline, um die Karte sperren zu lassen, und obendrein noch Ihre Kartennummer? Bestimmt nicht!

Nun haben wir diesen Teil des Themas Sicherheit abgehakt, und wir sind noch lange nicht am Ende der Gefahrenbereiche.
Da fallen mir so ad hoc die Legionellen ein, diese kommen in den Duschköpfen vor, breiten sich durch den Wassernebel beim Duschen aus, werden eingeatmet und setzen sich auf die Lunge. Wenn es einen dann so richtig erwischt, kann es schon sein, dass man das Zeitliche segnet. Ja, und dann hätten wir noch die Klimaanlage: Wenn diese nicht richtig gereinigt wird, werden die Bakterien im ganzen Raum verteilt. Und last but noch least, die Milben und Bettwanzen, die sich gerne mal im Bett aufhalten. Genitalpilze finden sich häufig auf der Tagesdecke, die man nachts, wenn es heiß ist, gerne mal zwischen die Beine klemmt. So bringt man sich dann auch schon mal ein besonderes Souvenir mit nach Hause.

  • Lassen Sie einen Moment unter der Dusche heißes Wasser laufen. Dies kann die vorhanden Legionellen abtöten. Legionellen setzen sich zum Beispiel an Duschköpfen oder Luftbefeuchtern ab und werden durch die Verneblung in die Lunge übertragen.


Erst an den Pool oder erst zum Essen?

Ok, erst mal zum Essen.
Gerade im Restaurantbereich findet sich ein vielfältiges Gefährdungspotenzial. Speziell im hygienischen Bereich gibt es sehr viele Gefahrenpunkte. So hatten wir in einem Club-Hotel unter der Buffetanlage eine Gasflasche für die Zubereitung der Speisen entdeckt. Prüfnachweis der Schläuche, wie man es aus Deutschland kennt? Fehlanzeige. Man stelle sich vor, die Gasleitung ist undicht, Gas strömt aus und es kommt zu einer Explosion. Das gibt dann einen ordentlichen Rumms, so wie in der Tischlerwerkstatt in Titisee im vergangenen Jahr.

Und dann gibt es ja auch noch die HACCP-Bestimmungen, die z. B. die erlaubte Temperatur für die Lebensmittel vorschreiben. Gerade in den wärmeren Ländern werden diese Vorgaben doch sehr stark überschritten. Geht man davon aus, dass Fisch eine Temperatur von 2 Grad haben sollte, oder auch die Molkereiprodukte eine bestimmte Temperatur nicht überschreiten dürfen, ja, dann ist es kein Wunder, dass man Magen- und Darmprobleme bekommt und darnieder liegt. Die warmen Speisen sollten eine ausreichende Temperatur von 65 Grad haben Aber meistens sind die Temperaturen um ein Vielfaches geringer, sodass Keime und Bakterien einen tollen Nährboden haben.

Das, was der normale Gast nicht sehen kann, ist, wie es in der Küche aussieht. Genau das sind die Punkte, wo man auch als Sicherheitsexperte an die Grenzen kommt. Nur ein Bruchteil der Hoteliers im Ausland ist für solche Dinge offen, möchte wissen, wo die Mängel sind und was man tun muss, um auf der sicheren Seite zu sein, seinen Gästen Sicherheit zu bieten und sich von den Mitbewerbern abzuheben.

  • Lebensmittelüberwachung, wie wir in Deutschland haben, kennt man so in den Urlaubsregionen nicht. Achten Sie auf die Kühlung bzw. wie warm das Essen ist. Hier fängt man sich sehr schnell seine Magen- / Darminfektion ein.

Gestärkt? Also, ab an den Pool. Da wir ja all inclusiv gebucht haben, nehmen wir noch ein Getränk und viele Eiswürfel mit; es ist ja brütend heiß draußen und man muss sich abkühlen. Aber auch hier lauert schon wieder die nächste Gefahrenquelle: Bakterien in Eiswürfeln. Wenn ich mit meinem Bakterienmessgerät den Test mache, gibt es immer die volle Punktzahl. Aber woher kommen die Bakterien in den Eiswürfeln?

 

Diese Sonnenbank ist nicht nur ein El Dorado für Bakterien, sondern auch ein Fall für den Elektriker.

„Kann gar nicht sein, die Maschine haben wir doch erst vor drei Tagen geputzt“. Ja schön und gut, aber haben Sie auch die Eisproduktion oben gereinigt? Haben Sie die Zulaufschläuche gereinigt? Sind es denn für Lebensmittel zugelassene Schläuche?
Großes Fragezeichen über den Köpfen!

Ergo braucht man sich dann auch nicht zu wundern. Meistens bestehen die Wasserschläuche aus Waschmaschinenschläuchen, die für diesen Gebrauch gar nicht vorgesehen sind. In den Schläuchen befinden sich Weichmacher, eine hervorragende Grundlage für Bakterien.

So, jetzt zum Pool, der dürfte doch sicher sein, oder?
Vom Pool gehen folgende Gefahren aus: Ansaugrohre. Von solchen Ansaugrohren wurde der kleine Lucas Göb vor zwei Jahren auf Fuerteventura im Pool einer Ferienanlage unter Wasser gezogen und ertrank. Leider Gottes kein Einzelfall, und die Hotels reagieren kaum auf diese Mängel. Chlorung: Um Kosten zu sparen, nimmt man weniger Chlorung, was dann gut für Keime und Bakterien ist. Zu guter Letzt noch Stromkabel, die durch den Pool gezogen werden. Strom und Wasser, eine tolle Konstellation.
Eigentlich ist es warm, aber man kann ja seinem Körper noch etwas Gutes in der Sauna tun. Damit die Atemwege mal so richtig frei werden, gehen wir noch kurz in die Dampfsauna.
Mann oder Frau setzt sich dann ohne Bekleidung auf die Kunststoffbank. Man beginnt schnell zu schwitzen, und der Schweiß läuft am Körper herunter, auch über den Po, und nimmt dann die Keime mit, die sich dort befinden. Durch die Umluft werden die Keime und Bakterien schön herumgewirbelt und eingeatmet. Dann wundert man sich, warum man coliforme Bakterien auf der Lunge hat.

  • Hoffentlich werden der Pool und auch der Wellnessbereich regelmäßig gereinigt. Aber Achtung: Was bedeutet es, wenn ein Pool so richtig nach Chlor stinkt? Sie werden’s nicht glauaben: Da waren Gäste nicht ganz dicht und haben in den Pool gepullert. Der Geruch kommt durch die Verbindung Chlor und Urin zustande.

So, jetzt machen wir Feierabend und gehen auf die Party in das Städtchen. Dank des Sicherheitshinweises haben wir nur wenig Geld mitgenommen und die Wertsachen im Hotel gelassen. Die Gassen sind gefüllt, es herrscht tolle Stimmung, einfach super! Plötzlich ein Lichtblitz, ein Knall, ein Schmerz – Menschen schreien und rennen; ich schaue an mir herunter und entdecke Blut. Ein Selbstmordattentäter hat sich ganz in der Nähe in die Luft gesprengt – aber, was ich nicht weiß, der Selbstmordattentäter litt an Aids und hatte auch noch Hepatitis, die Schrapnelle aus seiner Bombe waren mit seinem Blut getränkt, und das ist jetzt in meinem Körper…
So habe ich mir den Urlaub nicht vorgestellt.

  • Achten Sie auch auf die Warnhinweise des Bundesaußenministeriums für bestimmte Länder. Es gibt eine schöne Handy App: red24 Travel Risikometer. Vermeiden Sie große Ansammlungen und wenns geknallt hat dann schnell weg vom Ort des Geschehen, denn meistens kommt’s noch dicker hinterher.

Aber, diese Dinge können passieren, deshalb Augen auf bei der Urlaubsplanung. Seien Sie misstrauisch, es gibt noch viel mehr Dinge, die im Urlaub passieren können. Und wenn Sie mir die Frage stellen, wo ich Urlaub mache, dann sage ich: Zuhause bzw. auf dem Campingplatz an der Loreley. Schönen Urlaub!

 

Einer geht noch aus dem Nähkästchen
In einem Hotel auf Gran Canaria hing in einem Aufzug ein netter Hinweis.
„Liebe Gäste, wir möchten Sie darauf hinweisen, dass wir am …. Um 11,00 Uhr eine Brandschutzübung im Hotel abhalten und bitten für eventuelle Unannehmlichkeiten  um Entschuldigung.“ Um Punkt 11 war ich in der Lobby in froher Erwartung auf die schöne Urlaubseinlage. Punkt 11 Uhr machte es an der Rezeption für zwei  Sekunden „piep“ und dann war Ruhe … keine Durchsagen, keine Brandabschnittstüren, die sich schlossen, keine Räumung, keine Feuerwehr, nichts. Nach 20 Minuten fragte ich mal ganz sachte an der Rezeption nach und erhielt die Antwort: „Die Übung ist mit Erfolg um 11 Uhr durchgeführt worden, die Räumung des ganzen Hotel hatte hervorragend geklappt und man sei sehr zufrieden mit dem tollen Verhalten der Mitarbeiter gewesen.“ Und die Feuerwehr hatte auch alles im Griff. Nachfrage von mir: „11 Uhr, hier in diesem Hotel, diese Stelle?“  „ja“. Wow, da frage ich mich, warum ich nichts gesehen hatte. War da was an mir vorbeigegangen? So macht man Übungen und keiner kriegt was mit …